Statement zum aktuellen Stand des geplanten Interreg-Projekts „Flensburger Förde“

Nun soll es bald losgehen mit dem Interreg-Projekt zum Schutz und der Sanierung der Flensburger Förde, bald, d.h. frühestens im Frühjahr 2024.  Das ist einerseits erfreulich, denn die Bedeutung einer grenzüberschreitenden Zusammenarbeit im Bereich des Meeresschutzes ist nicht zu unterschätzen – nur gemeinsam können für den Zustand unserer Ostsee wirklich verbessern. Ich freue mich, dass wir als Grüne in Flensburg mit dem Beschluss der Ratsversammlung vom November 2021 den Anstoß für dieses Projekt geben konnten und dass mit Thorsten Roos ein erfahrener Akteur die Koordination des Projekts übernimmt. Unerfreulich ist, dass zwei Jahre nach dem Beschluss für ein grenzüberschreitendes Projekt nun erst einmal ein Jahr lang Daten erhoben werden sollen – über eine Problematik bei der unser Informationsstand gut ist. Wir wissen um den dramatischen Zustand der Ostsee – und speziell der Flensburger Förde – und wir haben auch umfangreiche Daten und Berichte hierzu, sowohl auf dänischer als auch auf deutscher Seite. Während das ökologische System des Veijle Fjord auf dänischer Seite bereits kollabiert ist, setzt man hier nun weiter auf kostbare Zeit, die wir nicht haben und dass um Daten zu erheben, die wir nicht wirklich brauchen. Wir haben ein Handlungsdefizit, kein Informationsdefizit!

Was also tun? Die wichtigste Maßnahme ist die Reduktion der Einträge aus der Landwirtschaft und das ist gleichzeitig ein richtig dickes Brett auf das wir als Kommunalpolitik leider direkt nur wenig Einfluss haben. Auch Nullnutzungszonen sind eine effektive Maßnahme, um die Meeresumwelt zu schützen, daher fordern Meeresforscher*innen sie schon seit vielen Jahren und kritisieren gemeinsam mit Naturschutzverbänden die unzureichende Umsetzung entsprechender Vorgaben aus der EU. Und natürlich muss auch jede weitere Maßnahme unbedingt in Erwägung gezogen werden, wenn sie der Meeresumwelt hilft.

In Flensburg findet unter dem Motto „Meeresschutzstadt“ daher seit einem Jahr ein Prozess statt bei dem die Bildungs- und Vernetzungsplattform Ocean Summit mit viel Expertise Akteur*innen aus der Stadt zusammenbringt, um darüber zu diskutieren welche Möglichkeiten wir kommunal haben, um ins Handeln zu kommen und unsere Förde besser zu schützen. Diese Veranstaltungen sind offen für alle Interessierten und sollen laut Ocean Summit vor allem auch die Bewusstseinsbildung über den Zustand der Meere fördern. Dass wir mehr Bewusstsein brauchen, das hat zuletzt die Diskussion um den Nationalpark deutlich gezeigt bei dem einzelne Interessengruppen sich sehr früh und auf Basis von unzureichenden oder schlicht falschen Informationen gegen das ambitionierte Naturschutzprojekt positioniert haben. Willkommen im Zeitalter der Desinformation!

Wir fordern nun „Butter bei die Fische“: Das Projekt Meeresschutzstadt muss als wichtiges Format der Bewusstseinsbildung und der Diskussion von Maßnahmen stärker unterstützt werden! Gemeinsam mit diesem Forum müssen konkrete kommunale Maßnahmen für den Schutz der Flensburger Förde erarbeitet und zeitnah implementiert werden. Wir sehen hier die Stadt Flensburg und die Flensburger Kommunalpolitik ganz klar in der Verantwortung!

  • Marlene Langholz-Kaiser (Sprecherin für Meeresschutz)

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