PRESSEMITTEILUNG
Flensburg, 18. Juli 2025
Nach aktuellem Stand wird das Diako-Krankenhaus in Flensburg bereits deutlich vor dem Jahr 2030 keine Schwangerschaftsabbrüche mehr anbieten – außer in medizinischen Notfällen. Der vorzeitige Rückzug erfolgt im Zuge der geplanten Fusion mit dem katholischen Malteser-Krankenhaus. In der neuen, gemeinsamen Zentralklinik am Peelwatt, die im November 2030 eröffnet werden soll, und bereits vorher, gilt dann die katholische Grundhaltung, „Leben zu retten und zu erhalten“. Damit wären selbst Abbrüche nach Vergewaltigungen ausgeschlossen.
Für die Ratsfraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN (mit Volt) ist das ein alarmierendes Zeichen. „Dass die Option für klinische Schwangerschaftsabbrüche in Flensburg nun schon deutlich früher als ursprünglich angekündigt wegfallen soll, ist ein alarmierendes Signal,“ betont Marlene Langholz-Kaiser, gleichstellungspolitische Sprecherin der Fraktion und Vorsitzende des Gleichstellungsausschusses. „Es zeigt deutlich: Die Haltung der Stadtgesellschaft spielt für die Verantwortlichen offenbar keine Rolle.“
Aus Sicht der Grünen handelt es sich nicht um ein isoliertes Ereignis, sondern um ein strukturelles Problem. Langholz-Kaiser kritisiert: „Was wir hier erleben, ist das Resultat einer politischen und strukturellen Schieflage. Die Verankerung des Schwangerschaftsabbruchs im Strafgesetzbuch – auf Bundesebene vor allem von CDU/CSU vehement verteidigt – schafft genau jene Grauzonen, in denen ideologische Einflussnahme möglich wird.“
Besonders kritisch sieht die Fraktion den Einfluss der katholischen Trägerschaft auf das zukünftige Versorgungsangebot in der gesamten Region. Leon Bossen, Fraktionsvorsitzender, warnt: „Die katholische Kirche nutzt ihren Spielraum, um ihre rückwärtsgewandte, frauenfeindliche Positionierung durchzusetzen. Dass dieser Einfluss nun konkret die medizinische Versorgung in einer ganzen Region betrifft, ist ein Skandal.“
Für Bossen steht fest: „Mit dem neuen Zentralkrankenhaus sollte ein modernes, zukunftsgerichtetes Gesundheitsangebot geschaffen werden. Stattdessen wird es dauerhaft den Geist einer vergangenen Epoche atmen – in der das Selbstbestimmungsrecht von Frauen systematisch missachtet wurde.“