Stellungnahme zur Diskussion um das Freibad Weiche und das Verhalten unserer Fraktion

Stellungnahme vom 18. Oktober 2024

Die Diskussion rund um das Freibad Weiche ist seit Jahren ein komplexes und vielschichtiges Thema. Wir Grünen haben von Anfang an die Interessen des Freibads verteidigt und uns niemals mit den ursprünglich vorgeschlagenen, negativen Szenarien als einzige Lösung zufriedengegeben. Unsere Fraktion hat stets Druck gemacht, um gemeinsam mit dem Freibad kreative Lösungen für seine Zukunft zu finden – immer konstruktiv und ohne Polemik.

Die jüngsten Entwicklungen haben uns intensiv beschäftigt. Als die Mitteilung kam, dass Berlin eine Fördersumme von 3,4 Millionen Euro für einen Ersatzneubau des Freibads bereitstellt, hat uns das mit Freude erfüllt. Diese Förderung war eine großartige Nachricht, nicht nur für das Freibad selbst, sondern auch für den gesamten Stadtteil Weiche. Denn für uns ist das Freibad weit mehr als ein reines Sportprojekt – es ist ein zentraler Treffpunkt im Quartier und ein wichtiger sozialer Anker für die Gemeinschaft. In Zeiten wie diesen, in denen dezentrale Infrastrukturen eine immer größere Rolle spielen, ist es umso wichtiger, solche Orte zu erhalten.

Als andere Fraktionen dann überraschend ihre Position änderten, entstand eine neue Dynamik in der Diskussion. Das Projekt Freibad Weiche geriet im Kontext der dramatischen Haushaltslage der Stadt Flensburg erneut in Gefahr. Uns war von Anfang an klar: Wir müssen offen für harte Debatten sein – angesichts der schwierigen finanziellen Situation der Stadt ist das unausweichlich, auch wenn es um das Freibad geht. Aber wir können nicht akzeptieren, dass dieses Projekt einfach aufgegeben wird. Das Freibad ist ein essenzielles Vorhaben für das soziale Gefüge des Stadtteils. Gleichzeitig wissen wir aber auch um unsere Verantwortung für die gesamte Stadt und die finanzielle Realität, der wir uns stellen müssen. Daher sind wir bereit, auch über kleinere Varianten zu diskutieren – diese Möglichkeit auszuschließen, wäre in unserer Position nicht verantwortbar. Es war unser beharrlicher Einsatz, gemeinsam mit dem SSW, der dafür gesorgt hat, dass das Freibad nicht schon längst abgeschrieben wurde.

Dabei wollen wir ehrlich sein: Das Freibad Weiche und der geplante Ausbau des Campusbads sind zwei unterschiedliche Projekte, die fachlich unabhängig voneinander betrachtet werden müssen. In Anbetracht der angespannten Haushaltslage müssen wir jedoch prüfen, ob und

wie beide Projekte gleichzeitig realisierbar sind. Es gibt für beide Vorhaben gute Gründe: Das Campusbad platzt aus allen Nähten und ist der zentrale Ort für den Schwimmunterricht in Flensburg. Deshalb steht auch das Campusbad-Projekt seit Jahren unter Druck. Unsere Position ist klar: Wir wollen beide Projekte im aktuellen Haushalt umsetzen. Aber natürlich muss dies im Rahmen der finanziellen Verantwortbarkeit geschehen – das zwingt uns dazu, auch über kleinere Varianten nachzudenken.

Am 10. Oktober fand schließlich eine gemeinsame Sitzung des Finanz- und des Bildungs- und Sportausschusses statt. Kurz zuvor wurde dem Trägerverein eine sogenannte „Kleinstvariante“ des Freibads vorgestellt. In der Sitzung haben wir Grünen gemeinsam mit dem SSW dafür gesorgt, dass das Thema in die erste Lesung geht. Unsere Erwartung ist, dass nun in Zusammenarbeit mit dem Trägerverein weitere Varianten geprüft werden, die zumindest teilweise dessen Anforderungen gerecht werden. Unser Hauptkritikpunkt war – und bleibt – die mangelnde Kommunikation seitens der Verwaltung mit dem Trägerverein. Diese muss sich nun während der Lesungszeit deutlich verbessern. Wir erwarten hier eine gründliche fachliche Beratung und sind gespannt auf die Ergebnisse.

Es ist uns wichtig, nochmals zu betonen: Wir bewegen uns in schwierigen Zeiten, die von massiven Kostensteigerungen, einem engen Haushalt und hohem Spardruck geprägt sind. Das hohe Investitionsvolumen und die Folgekosten stellen uns vor große Herausforderungen, die wir nicht ignorieren können. In vielen Bereichen – sei es Mobilität, Soziales, Bildung oder Kultur – müssen wir Entscheidungen treffen und auch bei wichtigen Projekten Einsparungen vornehmen. Diese schwierige Abwägung betrifft auch das Freibad Weiche.

Wir sehen die Bedeutung des Freibads klar: Es ist keine herkömmliche Sportstätte. Das Freibad ist ein Ort des Zusammenkommens und der Gemeinschaft. Hier treffen sich verschiedene Generationen, im Wasser toben sich Menschen aus, die sich sonst nie begegnen würden, und in der Sonne können die Sorgen des Alltags für einen Moment vergessen werden. Das Freibad ist ein Ort, an dem die Menschen einfach Mensch sein können.

Für die Ratsfraktion Bündnis 90/Die Grünen (mit Volt)

Tobias Lentz (Ratsherr, sportpolitischer Sprecher)

Katja Claussen und Leon Bossen (Fraktionsvorsitzende)